Aufruf an die Leiter der Reformierten Kirche Ungarns

Von den Gläubigen und Nichtgläubigen, die sich für ihre Heimat und deren öffentliches Leben verantwortlich fühlen

 

Lóránt Hegedűs jun., Pfarrer der Reformierten Kirchengemeinde am Szabadság Platz in Budapest, schändete  den Gedenktag der Revolution von 1956. An die schändlichsten Momente der ungarischen Geschichte erinnerte er in seiner Rede, die er am 23. Oktober vor der Kirche der Gemeinde hielt und in der er mit obszönem Gedonner die Worte seines Pfarrkollegen zitierte, mit welchen dieser unlängst unter Verfluchungen die Fahne der Ungarischen Gardegesegnethatte. An die Rede des Pfarrers schloss sich eine offen antisemitisch ausgerichtete Lesung an, deren Texte unter seiner persönlichen Zustimmung und Mitwirkung in das Programm aufgenommen wurden.

 

Websites, die über die Geschehnisse berichten:

http://index.hu/politika/belfold/szdszt1026/

http://hvg.hu/itthon/20071024_radikalis_jobboldal_demonstracio.aspx?s=20071024nl

 

Die verlesenen Gedanken hält Hegedűs jun. für wahre, patriotische Äußerungen, sich darauf berufend, dass diese Zitate von Sándor Petőfi und Dezső Szabó sind. Auf der Bühne vor der Kirche handelte es sich jedoch nicht um ein literaturgeschichtliches Programm. Die im übrigen aus ihrem textlichen und geschichtlichen Zusammenhang herausgerissenen Zitate verfolgten ein anderes Ziel: Sie sollten die israel- und judenfeindlichen Emotionen bei den Versammelten und in der ungarischen Gesellschaft schüren.

 

Wir können nicht behaupten, dass Lóránt Hegedűs jun. sich des Gewichtes seiner eigenen Worte und der mit seiner Genehmigung vorgelesenen Textauszüge sowie der Trivialität der vorgetragenen Gedanken bewusst war. Die Angelegenheit ist jedoch nicht die Privatsache von Lóránt Hegedűs jun., so wie auch die Ereignisse nicht durch ihn bzw. seine individuelle Deutung an Gewicht und Bedeutung gewinnen, sondern durch die Reformierte Kirche Ungarns, die ihn als Pfarrer in ihre Reihen rechnet.

 

Diese Kirche, die sich die Werte der ungarischen Gesellschaft mit dem Ernst, der den Werten der christlichen Tradition entspricht, vor Augen hält und die unter Inanspruchnahme des öffentlichen Vermögens  öffentliche Aufgaben versieht und auch in der Zukunft zu versehen wünscht, kann gerade aus diesem Grund in dieser Angelegenheit nicht schweigen und den Eindruck erwecken, als ob ihre kollektive Realität in irgendeiner Weise ein Zugeständnis hinsichtlich des von Lóránt Hegedűs jun. Gesagten und seines von ihm am 23. Oktober gezeigten Verhaltens als Pfarrers für möglich hielte.

 

Wir, die Unterzeichnenden und die sich an unseren Aufruf Anschließenden bitten die verantwortlichen Instanzen der Reformierten Kirche Ungarns, als unmissverständlichen gemeinsamen Standpunkt ihrer Kirche vor der breitesten Öffentlichkeit und mit völliger Eindeutigkeit zu erklären, dass sie die Äußerung von Lóránt Hegedűs jun. am 23. Oktober, bzw. seine an diesem Tag vor der Reformierten Gemeinde am Szabadság Platz gehaltene, Israel und unsere jüdischen Mitbürger schmähende Veranstaltung mit ihren Glaubensbekenntnissen, dem universalen Humanum und dem Christentum für unvereinbar halten.

 

Wir bitten alle, die mit dem Obigen einverstanden sind, unseren Aufruf zu unterstützen, in dem sie ihre Zustimmung zum Ausdruck bringen.

 

Elektronische Adresse: felhivas.3@gmail.com oder: theol.3@wjlf.hu

Die Namen derer, die sich der Initiative anschließen, setzen wir fortlaufend auf der für diesen Zweck eingerichten website http://hazaeskozelet.uni.hu/.

 

Initiatoren des Aufrufes: das Fach für theologische und Pfarrerausbildung an der Theologischen Hochschule John Wesley, bzw. dessen Dozenten und Gastdozenten:

 

Budapest, am 30. Oktober 2007

 

Gábor Iványi Gábor, Rektor der Theologischen Hochschule John Wesley

Tamás Majsai, Dekan des Faches Theologie

 

Miklós Bárdos-Féltoronyi, Politolog

László Bognár, Philologe der griechischen Sprache, Philosophiehistoriker

Judit Faludy, Kunsthistorikerin

Csaba Fazekas, Historiker

György Fekete, Mentalpädagoge

György Gábor, Religionsphilosoph

Júlia Gyimesi, Psychologin

Gyula Hosszú, Lehrer

Péter Hunčík, Arzt, Forscher für Minderheitsfragen

Gábor Iványi jun., Theologe

László Karsai, Historiker

Viktor Karády, Soziologe

Péter Lukács, Pädagogiksoziologe

Marcell Mártonffy, Theologe

Péter Tibor Nagy, Pädagogikgeschichtler

László Radácsy, Hebraist

Jenő Ranschburg, Psychologe

Zsolt Schweickhardt, Entwicklungspädagoge

Ilon Szent-Iványi, Theologin

Mária Tari, Psychiaterin

Ildikó Fehér Tőrös, Schul- und Kinderpsychologin

Judit Komoly Ungár, Psychologin

Péter Várdy, Philosoph

Aranka Varga, Forscherin für Pädagogik

Gyula Vattamány, Theologe

Tamás Vekerdy, Psychologe

János Wildmann, Theologe